Picual oder Hojiblanca: Welche wählen?
Aktualisiert: 11. August 2025
In der Küche gibt es Entscheidungen, die zunächst simpel wirken – bis man vor zwei Flaschen nativem Olivenöl extra steht und beide mit nach Hause wollen. Picual und Hojiblanca gehören zu den emblematischsten Sorten Spaniens. Und auch wenn sie denselben mediterranen Geist teilen, haben sie sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Hier erklären wir ihre Nuancen, damit Sie fundiert wählen können – oder sich dazu verleiten lassen, beide zu nehmen.

Picual: Intensität und Charakter
Wenn man die Picual mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es Entschlossenheit. Sie ist die in Spanien – und vermutlich weltweit – am weitesten verbreitete Sorte, mit Schwerpunkt in Jaén und spürbarer Präsenz in Granada und Córdoba. Ihr Öl ist bekannt für sein intensives Fruchtaroma, ausgeprägte Bitterkeit und eine markante Schärfe, besonders bei früher Ernte.
In der Nase erinnert es an frisch geschnittenes Gras, Olivenblatt, Tomatenpflanze und grüne Mandel. Am Gaumen übersetzt sich diese Kraft in eine sehr hohe Stabilität – ideal zum Kochen bei hohen Temperaturen, ohne seine Eigenschaften einzubüßen.
Empfohlene Verwendung: lang geschmorte Gerichte, Frittieren, hausgemachte Einmachgerichte, Salatdressings mit kräftigen Zutaten wie Tomate oder Rucola.
Steckbrief Picual
- Herkunft: Jaén, Andalusien
- Anbaugebiete: Jaén, Granada, Córdoba
- Aromaprofil: Gras, Blatt, Tomatenpflanze, grüne Mandel
- Bitterkeit/Schärfe: Hoch / Hoch
- Stabilität: Sehr hoch

Hojiblanca: Ausgewogenheit und Vielseitigkeit
Hojiblanca verdankt ihren Namen dem silbrigen Glanz auf der Blattunterseite. Sie wird vor allem in Córdoba, Málaga, Sevilla und Teilen Granadas angebaut. Im Gegensatz zur Kraft der Picual lädt die Hojiblanca zur Balance ein: süßer Auftakt, moderate Bitterkeit und eine elegante Schärfe, die am Ende einsetzt.
Im Aroma erinnert sie an Kräuter, Mandel, Artischocke und Apfel. In der Küche ist sie ein wahrer Joker: funktioniert sowohl roh als auch in Zubereitungen und zeigt sich besonders dankbar in Saucen und Cremes.
Empfohlene Verwendung: Pfannengerichte, Ofenbraten, kalte Suppen wie Ajoblanco, hausgemachte Mayonnaise oder Aioli.
Steckbrief Hojiblanca
- Herkunft: Andalusien
- Anbaugebiete: Córdoba, Málaga, Sevilla, Granada
- Aromaprofil: Kräuter, Mandel, Artischocke, Apfel
- Bitterkeit/Schärfe: Mittel / Mittel
- Stabilität: Mittel
Picual vs. Hojiblanca: im Direktvergleich
| Merkmal | Picual | Hojiblanca |
|---|---|---|
| Fruchtigkeit | Mittel–hoch, intensiv | Mittel, ausgewogen |
| Bitterkeit | Ausgeprägt | Moderat |
| Schärfe | Hoch, Kribbeln im Hals | Mild bis mittel, Guindilla-Typ |
| Stabilität | Sehr hoch | Mittel |
| Top-Anwendungen | Frittieren, Schmorgerichte, kräftige Dressings | Alltagsgerichte, Saucen, kalte Suppen |
So treffen Sie die Entscheidung
Es gibt keine allgemeingültige Antwort, aber hilfreiche Anhaltspunkte:
- Wenn Sie feste, charakterstarke Aromen lieben, ist Picual Ihre treue Begleiterin.
- Wenn Sie ein vielseitiges Öl bevorzugen, das zu allem passt, bietet Hojiblanca mehr Spielraum.
- Im Zweifel … nehmen Sie beide und lassen Sie das Rezept entscheiden, welche Flasche Sie öffnen.
Häufige Fragen
- Welche ist gesünder?
- Beide sind gesund, doch Picual sticht dank ihres höheren Polyphenolgehalts durch Stabilität und antioxidative Wirkung hervor.
- Woran merkt man den Unterschied beim Rohverzehr?
- Picual ist intensiver, bitterer und schärfer; Hojiblanca ist freundlicher und ausgewogener.
- Welche hält Hitze besser aus?
- Picual – perfekt zum Frittieren und für lange Garzeiten.
Autorin
Mercedes Uceda, Diplom-Biologin, Dozentin im Studiengang „Experto en Cata de Aceites de Oliva Virgen“ an der Universität Jaén. Mit über 10 Jahren Erfahrung in der Ausbildung professioneller Verkoster verbindet sie akademische Strenge mit ansteckender Leidenschaft für die Welt des Olivenöls.
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